Im Feuerbacher Tal lebten ab September 1989 knapp 100 Übersiedler. Ein Waldheim der Evangelischen Kirche ist die erste Anlaufstelle für Neuankömmlinge. Diakonin Sylvia Grosser steht ihnen damals zur Seite. In einer Bildergalerie führt sie über das Gelände.

Wer heute in dem Gebäude steht, kann sich kaum vorstellen, wie hier 100 Menschen gleichzeitig lebten. Vor Ort waren Diakoninnen wie Sylvia Grosser, die beim Start ins neue Leben helfen. „Es ist schön, dass dieses Provisorium so gut funktioniert hat“, sagt sie beim Gang über das Gelände.

Denn für einen Vormittag kehrt sie nach 30 Jahren ins Feuerbacher Tal zurück. Wie die Menschen ihre ersten Tage und Wochen im Westen verbringen, zeigt die untenstehende Bildergalerie. Sie erzählt von Schlafsälen mit doppelstöckigen Feldbetten und einer ganz besonderen Atmosphäre.

Zur Person


Sylvia Grosser ist 1954 im Ruhrgebiet geboren und zog als Kind in den Raum Stuttgart. Seit 1978 arbeitet sie als Diakonin. Lange Zeit war sie in der Christuskirche tätig, heute ist sie bei der Petruskirche in Gablenberg.

Die Galerie lässt sich mit einem Klick auf die Bilder starten:

Das Feuerbacher Tal liegt umgeben von Wald. Rund 550 Kinder verbringen hier jedes Jahr ihre Ferien in einem Waldheim der Evangelischen Kirche. Ab September 1989 lebten dort Übersiedler.
Nach 30 Jahren steht Sylvia Grosser erneut auf dem Gelände. Als Gemeindediakonin begleitete sie die Übersiedler in ihr neues Leben. Heute befindet sich in dem Gebäude das Montessori-Kinderhaus.
Knapp 100 Menschen lebten gleichzeitig in der Unterkunft. Nach der Flucht fanden viele hier eine erste Anlaufstelle. „Das Waldheim war eine weitgehend geschützte Insel“, sagt Sylvia Grosser.
Neben der Küche befand sich ein Speisesaal. Vom Waldheim konnte man eine Grundausstattung an Tischen und Stühlen übernehmen. Besonders beliebt beim Frühstück war Nuss-Nougat-Creme.
Wenig Privatsphäre bot der große Schlafsaal. „In zwei Reihen standen aufgereiht 20 doppelstöckige Feldbetten“, erzählt Sylvia Grosser. Außerdem mussten sich die Übersiedler eine Dusche teilen.
Trotz dieser Umstände entstand im Feuerbacher Tal eine nahezu familiäre Atmosphäre. „Wir wollten, dass es so menschlich zugeht, wie es in dieser Situation nur möglich war“, sagt Sylvia Grosser.
Am anderen Ende des Gebäudes befanden sich die Familienzimmer, wo bis zu 26 Personen Platz fanden. Viele Familien trennten sich ihren Bereich mit Schränken von den anderen ab.
Im September 1989 stand das Tor zum Gelände noch offen. Mit der Zeit bedrängten aber zunehmend rücksichtslose Verkäufer die Übersiedler. Um die Menschen zu schützen, schloss man ab.
Tagsüber mussten viele Übersiedler ins Stadtzentrum, um verschiedene Ämter zu besuchen. Weil im Feuerbacher Tal nur selten ein Bus vorbeifuhr, legten viele den Weg in die Stadt zu Fuß zurück.
Knapp eine Stunde dauerte der anstrengende Weg in die Stadt. „Erschöpft fühlten sich viele danach auch vom Warenangebot, das sie in den Schaufenstern gesehen hatten“, erzählt Sylvia Grosser.

Zum Weiterlesen: Teil 2 zum Alltag und Teil 3 mit Podcast